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Die Krise ist weiblich. Soziale Struktur und diskursive Macht als Gender-Problem im klassischen Altertum
gefördert durch die VW-Stiftung im Rahmen der Landesausschreibung Wissen – Macht – Geschlecht
Antragsvolumen: 421.000 Euro
Laufzeit: August 2015 bis Juli 2018
Sprecherin: Prof. Dr. Christiane Kunst
Krisen sind ein Moment der Entscheidung, der Potentialität, in denen gegebene Strukturen und Ordnungen in Frage gestellt oder gar außer Kraft gesetzt werden. In der griechisch-römischen Antike ist die Krise auch ein Moment der Frauen. Dies ist umso erstaunlicher, als in Griechenland und Rom, wo vor allem Kriege der Auslöser für innergesellschaftliche Krisen sind, die politische Bühne wie auch das soziale und literarische Leben durch Männer dominiert wird. Sind Krisen also ein Moment, in dem die Geschlechterverhältnisse neu festgelegt werden können?
Das beantragte Projekt, bestehend aus den Disziplinen Alte Geschichte und Klassische Philologie, betritt hier Neuland, denn nur selten stehen die Verwerfungslinien und Risse der antiken Gesellschaften, die immer wieder in den Textzeugnissen sichtbar werden, im Blickpunkt der Forschung, obwohl sie eine diachrone Entwicklung begleiten. Am Beispiel von vier epochalen Krisensituationen der Antike, die einen repräsentativen Querschnitt des beobachteten Phänomens abdecken, sollen die Veränderungen in der Wahrnehmung, Bestimmung und Neuverhandlung von Geschlechterverhältnissen in einer engen thematischen und methodischen Verschränkung diskutiert und so aus der Distanz grundlegende soziale und diskursive Mechanismen beschreibbar gemacht werden. Ziel ist es zum einen, die Kategorie Geschlecht in die Mitte vergangenheitsbezogener Analyse zu stellen. Zum anderen sollen die aus den Kontexten der Moderne und Postmoderne heraus entwickelten Theorien und Modelle der Genderforschung am exemplarischen Gegenstand des Altertums auf ihre Tragfähigkeit überprüft und für eine universale Anwendbarkeit weiterentwickelt werden.